Kaminkassetten

aus: „Kachelofen und Kamin“ (November 2018)
Kaminkassetten
- Eine Zukunft für offene Feuerstätten

Offene Kamine mögen ja urig aussehen und ein ebenso ursprüngliches Feuererlebnis bieten, sie sind aber hochgradig ineffizient und deshalb nur noch für die gelegentliche Nutzung zugelassen. Nun muss man nicht jeden alten Kamin deshalb gleich herausreißen – mit Kaminkassetten ist oft eine wirtschaftliche und auch zukunftssichere Sanierung möglich.

Kaminkassetten, mitunter auch Heizkassetten oder Warmluftkassetten genannt, gibt es schon seit Jahrzehnten am Markt. Sie sind oft eine gute Möglichkeit, vorhandene offene Feuerstätten über ein reines Stimmungsfeuer hinaus sinnvoll nutzbar und zukunftssicher zu machen, denn sie wirken mit ihrem geschlossenen Feuerraum wie ein Leistungsverstärker. Der Wirkungsgrad steigt von typischerweise um die 15 Prozent beim offenen Kamin auf über 70 Prozent, was übrigens nach der für diese Bauart geltenden DIN 18895 Teil 3 auch der vorgeschriebene Mindestwirkungsgrad für solche Kassetten ist. Die Steigerung des Wirkungsgrads hängt vor allem mit der kontrollierten Verbrennungsluftzufuhr zusammen, die eine Dosierung der Luftmenge überhaupt erst ermöglicht. Beim offenen Kamin entweicht der größte Teil der Wärme in einem unkontrollierten Luftstrom einfach durch den Schornstein.

Mit einer effizienzsteigernden Kaminkassette wird jedoch nicht nur die an den Aufstellraum abgegebene Wärmemenge erhöht und gleichzeitig die benötigte Brennstoffmenge drastisch reduziert, durch die geschlossene Bauart steigt auch die Sicherheit, denn es gibt keinen Funkenflug und auch keinen möglichen Abgasaustritt in den Raum mehr. Da sehr viele im deutschen Fachhandel angebotenen Kaminkassetten die zweite Stufe der BImSchV erfüllen, ist mit ihnen überdies auch ein regelmäßiger Betrieb statt der nur gelegentlichen Nutzung zulässig – und das auch über das Jahr 2024 hinaus, wo für eine Vielzahl älterer Feuerstätten sonst die Betriebsgenehmigung erlischt. So viel zu den wesentlichen Vorzügen von Kaminkassetten, denen im Vergleich zu den modernen filigranen Kamineinsätzen eigentlich nur eine optisch mehr oder minder stark präsente Rahmenkonstruktion gegenübersteht. Dieser Rahmen ist bei den Kassetten allerdings technisch bedingt, denn genau genommen ist so eine Kaminkassette wie eine in sich autark funktionsfähige geschlossene Warmluftfeuerstätte anzusehen, die mit einem Konvektionsluftmantel umgeben ist und die einfach in eine vorhandene Kaminöffnung hineingeschoben wird – soweit die Theorie. In der Praxis ist der Einbau durch die manchmal erforderliche Dämmung zum alten Kaminfeuerraum sowie durch Anpassungsarbeiten zum und am vorhandenen Schornsteinzug und wegen der notwendigen Eindichtung dann im Detail doch aufwendiger. Trotzdem ist der Einbau einer Kaminkassette in aller Regel nicht nur der einfachste, sondern auch der kosten günstigste Weg, eine vorhandene Feuerstätte sinnvoll zu ertüchtigen, da unter anderem auf Maurer- und Stemmarbeiten fast immer verzichtet werden kann. Durch den Umbau entsteht also auch kaum Schmutz im Haus.



Dass Kaminkassetten eine preisgünstige Sanierungsmöglichkeit darstellen, mag insoweit etwas überraschen, da viele von ihnen tatsächlich in Manufakturarbeit in kleinen Werkstätten (häufig sogar von spezialisierten Unternehmen in Deutschland) angefertigt werden, und das üblicherweise sogar noch mit individuell maßgeschneiderten Lösungen. Zwar gibt es auch Hersteller, die Standardformate im Programm haben, aber die spielen auf dem deutschen Markt eine untergeordnete Rolle. Fragt man bei dem einen oder anderen Hersteller nach, dann kommen sie eigentlich nur dann zum Einsatz, wenn eine völlig überdimensionierte Kaminöffnung bei der Sanierung verkleinert werden soll.

Da die Kassetten also in den meisten Fällen passgenau zum Einschub in eine konkrete Kaminsituation geordert werden, ist die Individualfertigung eher die Regel als die Ausnahme.

Viele der Kassettenbau-Manufakturen liegen übrigens in der Region um Gronau, unweit der niederländischen Grenze. Sie entstanden quasi als Ausgründungen ehemaliger Mitarbeiter eines der auch heute noch größten Kaminzubehör-Unternehmen am Markt. Wie heißt es doch? Konkurrenz belebt das Geschäft.
Doch auch von den größeren Kamin- und Heizeinsatzherstellern gibt es einige, die neben der industriellen Serienproduktion auch individuelle Kassetten fertigen – meist treten sie mit diesem Lieferprogramm allerdings nicht sehr offensiv auf, und auch auf deren Firmenwebseiten muss man schon etwas in die Tiefe gehen. Aber immerhin – bei genauerer Recherche gibt es doch eine ordentliche Bandbreite an Anbietern und Modellen am Markt. Das Gros der Anlagen wird tatsächlich im Inland verbaut, wobei man laut Herstellerangaben auch eine erhebliche Nachfragesteigerung auf dem Schweizer Markt ausgemacht hat. Auch wenn Kaminkassetten per Definition eine vorgefertigte Einschublösung darstellen und somit vordergründig eine simple Angelegenheit zu sein scheinen, sind Auswahl und Einbau doch Sache des OL-Fachhandwerks. „Heimwerker“ dürften mit den fachlichen Anforderungen an eine ordnungsgemäße Installation überfordert sein. Das geht schon bei der vorbereitenden Bestandsaufnahme der vorhandenen Feuerstätte sowie des Abgaszugs los und hört bei der korrekten Installation mit der Gewähr einer erfolgreichen Abnahme durch den Schornsteinfeger noch nicht auf. In einigen Fällen stellt sich bei der Berechnung des Wertetripels für den Funktionsnachweis nach EN 13384-1 heraus, dass ein vorhandener Kaminzug viel zu groß ist, dann wird auch eine Schornsteinsanierung erforderlich, bei der ein kleineres Abgasrohr eingezogen wird. Manchmal werden Kamine im Zuge der Sanierung auch optisch umgestaltet – beispielsweise durch nachträgliches Verputzen oder auch nur durch das Streichen der Kaminverkleidung in der Einrichtungstrendfarbe Weiß.

In der Praxis läuft der Umbau eines Kamins auf eine Kassettenlösung wie folgt ab:

1. Am Anfang stehen die Reinigung und Zustandsbeurteilung des vorhandenen Kamins. Sind Mauerwerksschäden zu beheben oder die beschriebenen Anpassungen des Abgassystems vorzunehmen?
2. Ist die Bodenfläche des Kamins eben genug, um als Standfläche für die Kassette dienen zu können (kleinere Unebenheiten können bei vielen Kassetten durch justierbare Bodenfüße ausgeglichen werden)?
3. Sind um die Kassette herum noch Wärmedämmschichten (nach DIN EN 13229) einzubringen?
4. Ist der Abgasweg oberhalb der Kaminkassette frei, sodass lose Asche und Rußklumpen sicher in den Feuerraum zurückfallen?
5. Dann kann die Kaminkassette eingeschoben und der Außenmantel der Kassette zu den Wänden des Feuerraums abgedichtet werden.
6. Abschließend werden auch alle weiteren möglichen Undichtigkeiten zum Aufstellraum mit geeigneten Materialien abgedichtet sowie gegebenenfalls erforderliche Blenden montiert.

Nach der Abnahme der umgebauten Feuerstätte durch dem zuständigen Bezirksschornsteinfegermeister steht dem sicheren und sauberen Kaminvergnügen der Kunden nichts mehr im Weg.